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Performance

2025
13. 4.
18. 5.

Isabel Zuber undoing

Vernissage: mit anschließender Performance Sonntag, 13.4.2025. 11.30

Undoing
Wasser und Gehen sind für Isabel Zubers künstlerische Arbeit wichtige Topoi. Eine ihrer letzten Einzelausstellungen war „treading water“ überschrieben und dies Wassertreten passt gut zum Breisach’schen Radbrunnenturm. Wie bekannt, wurde der Turm mit seinem hölzernen Tretrad vor nicht ganz 1000 Jahren über einem tiefen Brunnen errichtet. Er sollte die Stadt noch im Fall einer Belagerung mit Trinkwasser versorgen.
Allerdings ist Zubers Arbeit mit Zeit, wie sie die Geschichtsschreibung thematisiert, mit Historie, wie sie einem im Radbrunnenturm begegnet, nicht befasst. Zubers Zeichnungen handeln vom Verlaufen der Zeit, sind oftmals wortloses Schreiben noch in der Lineatur des Heftes, aber fast schon über den Blattrand hinaus. Zeichnung einer Zeit, die sich verliert. Ähnlich der Zeit des Tretrads, die allerdings von jedem Zweck absieht. Eine Zeit des ziellosen Gehens, das zu den Sinnen und vielleicht zu einem zwecklosen Selbst zurückkehrt.
Die ganz überwiegend beidhändig ausgeführten Arbeiten der Ausstellung handeln von dieser anderen Zeit. Sie sind zumeist im Zug entstanden, auf einem Weg, der gut daran tut, sich Zeit zu lassen und Verspätung gelassen hinzunehmen. Ein zeichnendes, schreibendes Tun, das zum ziellosen, unabgeschlossenen Tätigbleiben wird. Denn noch im Zeitalter ärgerlicher Verspätungen muss Zeit nicht in die Ordnung einer Narration, gar einer weltdeutenden Geschichtsschreibung münden. Zubers schreibendes Zeichnen darf Zeit verlieren. Und doch sind es Blätter, die bei aller Wortlosigkeit zum Sprechen, zur Form finden. Es sind gesetzte, komponiert aufgespannte Netze. Ein vielfach variiertes zeichnerisches Geflecht, das eben doch stets zu einem Schluss findet. So thematisiert das „Undoing“ des Ausstellungstitels ihr Tun in noch anderem Licht. Ist zugleich Programm der Performance, mit der Zuber schließlich ihre wandfüllende Kohlezeichnung im Innern des Radbrunnenturms auswischt. Nur ist eben noch das Auswischen zeichnerischer Akt in der Zuber eigenen Formsprache. Es ist ein nochmaliges Handanlegen, das mit dem verwischten Kohlestift in neue Zeichnung mündet.
Undoing ist Illusion. Zeit, auch gezeichnete Zeit, kann man nicht ungeschehen machen. So bietet Zubers Ausstellung in ausnehmend schönen Exponaten nicht nur vorzügliche zeitgenössische Zeichnung, sondern zugleich eine feine Reflektion auf Zeit und Tun, das dem Zweck nie ganz entkommt.
Helmut Bauer, Berlin

Einführung

Gabriele Frey, MA